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WINTER BEAUTY

Wenn die Temperaturen ins Minus fallen, brauchen wir ein spezielles Schönheitsprogramm. Der Winter nämlich ist für die Haut eine echte Herausforderung.

Kälte und Heizungsluft trocknen die Haut aus. Die Luftfeuchtigkeit in beheizten Räumen ist meist ziemlich niedrig, dadurch gerät der natürliche Hydro-Lipid-Mantel der Haut leicht aus dem Gleichgewicht. Die Haut wird empfindlicher – schuppig, irritiert oder gerötet. Der häufige Wechsel zwischen warmen Räumen und kalten Winden strapaziert die Haut zusätzlich, vor allem im Gesicht.

Mariacarla Boscono © Peter Lindbergh / Vogue Italia 2014

Im Winter braucht die Haut eine zusätzliche Portion Feuchtigkeit, doch eine reine Feuchtigkeitspflege reicht nicht aus. Im Gegenteil kann eine schön durchfeuchtete Haut, wenn sie ungeschützt der Kälte ausgesetzt wird, winzige Erfrierungen davontragen, die auch tiefere Hautschichten nachhaltig schädigen. 

Wasser wird bei Minustemperaturen nun mal zu Eis – das kann man im Winter auf jedem Spaziergang am See oder an jeder Pfütze in der Stadt beobachten.

Wasser und Eis. Jungfernsee Potsdam © ac

Das optimale Pflegeprogramm im Winter ist dennoch ganz einfach: Layering! Wie in unserer winterlichen Garderobe legen wir die schützenden Schichten einfach übereinander.

Ausreichend Feuchtigkeit bleibt die Basis und ist der erste Schritt. Ideal ist ein Serum mit Hyaluronmolekülen, die auch in die unteren Hautschichten eindringen und intensiv durchfeuchten können. Das entspannt die Haut und wirkt wie ein leichter Regen.

Rainy Day People © Deborah Turbeville, 1995 

Besonders wirksam sind hochkonzentrierte Seren, die sowohl lang- als auch kurzkettige Hyaluronmoleküle enthalten. Die kurzkettigen Moleküle können die Feuchtigkeitsdepots der Haut auffüllen, die langkettigen Moleküle hingegen sorgen für einen sofortigen Effekt.

Da solche Seren zumeist nicht preiswert sind, sollte man noch stärker als sonst auf die Inhaltsstoffe achten. Hyaluronsäure – und sonst gar nichts!

Gelegentlich wird noch der Wirkstoff Purslane deklariert. »Portulaca oleracea« oder Portulak ist ein Wildgemüse und eine uralte Heilpflanze, die verschiedene Mineralstoffe und Spurenelemente, vor allem aber größere Mengen an Vitamin C und Omega-3-Fettsäuren enthält und anti-entzündlich wirkt.

Cordula Reyer © Albert Watson / Prada Fall/Winter 1989

Cashmere, Samt und schwere Wollstoffe als Schutz gegen die Kälte für den Körper – die richtige Creme als Schutz für das Gesicht. Sie sollte vor allem den Hydro-Lipid-Mantel stärken, die Haut beruhigen und mit Nährstoffen versorgen, also Lipide und Ceramide enthalten.

Lipide (von griechisch lípos – »Fett«) sind wasserunlösliche Naturstoffe, die als Strukturkomponenten in der Zellmembran vorkommen. Dazu zählen essentielle Fettsäuren, Öle und Wachse. Im Winter braucht die Haut nicht nur Feuchtigkeit, sondern auch Fett. Das kann Sheabutter sein, Traubenkernöl, Arganöl oder Avocadin.

Maye Musk © Mike Ruiz

Auch Ceramide sind Lipide (Fettmoleküle), die natürlicherweise in der Haut vorkommen und einen wichtigen Baustein der Epidermis bilden. Eine junge Haut produziert sehr viele Ceramide, ab dem 30. Lebensjahr sinkt der Spiegel kontinuierlich. Das ist der Grund, warum Ceramide neuerdings als »Wunderwaffe« gegen Hautalterung gepriesen werden. Durch trockene Heizungsluft und Witterungseinflüsse (vor allem durch Sonne und extreme Kälte) wird die Produktion weiter reduziert.

Eine Creme mit Ceramiden stärkt die Hautbarriere und schützt vor Viren, Bakterien und Umweltgiften, vor Trockenheit, Reizungen, Rötungen und vor Dermatosen wie Neurodermitis oder Psoriasis. Auch die empfindliche Augenpartie kann durch Ceramide wirksam geschützt werden.

Zhou Xun in »Little Black Jacket« © Karl Lagerfeld / Chanel

Ceramide sind in der Liste der Wirkstoffe einer Creme immer aufgeführt, entweder als Ceramide NP oder als die Vorstufen Phospholipiden und Sphigolipiden. Die Vorstufen können den Köper dabei unterstützen, selbst wieder Ceramide zu bilden. 

Grundsätzlich gilt für jede Creme: Immer die Liste der Inhaltsstoffe lesen! Die meisten Produkte haben viel zu viele Inhaltsstoffe – die wir nicht kennen oder in ihrer Wirkungsweise nicht verstehen. Mehr Informationen dazu stehen auf diesem Blog im Beitrag »Die Haut retten II« vom 31. August 2018.

»Non Conformist« © Willy Vanderperre / Prada Pre Fall 2017 ad campaign

Wer sich sehr lange draußen in der Kälte aufhält, braucht noch eine zusätzliche Schutzschicht. Sogenannte »Cold Creams« haben eine jahrhundertelange Tradition. Schon im Altertum mischte der griechische Arzt Galenos von Pergamon eine Creme aus Bienenwachs und Olivenöl.

Im 19. Jahrhundert vermischt man weißes Wachs, Walrat, Mandelöl, Glycerin und Rosenöl zu einer weichen Salbe, die vor klimatischen Extrembedingungen schützen soll. Literarische Berühmtheit übrigens erlangt die »Cold Cream« durch Thomas Manns Roman »Der Zauberberg«.

Die Dermatologin Dr. Barbara Sturm hat gerade eine spezielle »Ski Cream« entwickelt, die gegen Kälte auf der Piste schützt. Die Inhaltsstoffe: Sheabutter, Extrakte aus Sonnenblumen und Edelweiß, Jojobaöl und Johannisbeeröl.

»Couture Magic« © Steven Meisel / Vogue Italia 2005

Überhaupt sind Öle im Winter unverzichtbar. Auch und vor allem für den Körper. Der indische Ayurveda hat die Behandlung mit Ölen perfektioniert, die verschiedenen Ölmassagen sind ja weithin bekannt. Wer auch im Alltag genug Zeit findet, kann morgens eine Ganzkörpermassage mit einem angewärmten Öl durchführen, das nach kurzer Einwirkzeit mit warmem Wasser abgewaschen wird. Das stärkt das Immunsystem, schützt die Haut und kräftigt Gewebe und Gelenke.

Im Ayurveda wird »gereiftes« Sesamöl bevorzugt, aber natürlich kann man auch andere hochwertige Öle verwenden – Mandelöl, Rosenöl, Sanddornöl, Granatapfelsamenöl oder Nachtkerzenöl. Ich mag besonders ein Schlehenblütenöl mit Extrakten aus Johanniskraut und Birkenblättern.

New York im Winter © ac

Auf einen guten Sonnenschutz sollte man auch an Wintertagen nicht verzichten. Dann kann der Winter – ob in den Bergen, auf dem Land oder in der Stadt – wunderschön sein!

Beitragsbild © Irving Penn 

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