»Born to be wild«. Die Bikerjacke ist ein Statement. Sie steht für Rebellion, Verwegenheit, Freiheit und Abenteuer. Für coole Männlichkeit und selbstbewusste Weiblichkeit.
Die Jacke ist fast hundert Jahre alt und damit ein echter Klassiker. 1928 erfinden die Brüder Schott für einen Harley-Davidson Händler in New York die erste Motorrad-Jacke mit seitlich verschobenem Reißverschluss – ein absolutes Novum.
Die Jacke aus schwarzem Nappaleder kostet 5,50 US-Dollar und heißt »Perfecto«, nach Irving Schotts kubanischer Lieblingszigarre. Sie trifft den Nerv der Zeit – Mobilität und Geschwindigkeit.
In den Fünfzigern machen junge Filmstars wie James Dean und Marlon Brando die »Perfecto« weltberühmt. Sie ist lässig, wild, aufregend und sexy. Sie ist Protest und Widerstand. Sie ist »The Wild One« und der »Rebel Without A Cause«. Und wird zum Symbol einer aufbegehrenden Generation.
Marlon Brando mit der Schott NYC »Perfecto« 1953 in »The Wild One« © Getty ImagesJames Dean am Set von »Rebel Without A Cause« 1955 © Everett Collection
Die »love-and-peace«-bewegte Hippiekultur kann mit der Bikerjacke nichts anfangen – sie signalisiert Härte und erinnert an Kampfflieger, Ledernacken und Motorradgangs. Man trägt lieber Blümchen, Samt und Selbstgestricktes.
Erst die Punk- und New-Wave-Bewegung der späten 70er steht wieder auf Leder – Sängerinnen wie Patti Smith, Debbie Harry und Suzie Quatro gehören zu den Ikonen.
Patti, die »Godmother of Punk«, trägt ihre schwarze Bikerjacke wie einen Schild – mit schwarz geschminkten Augen und schwarz zerschnippelten Haaren. Sie ist nervös, reizbar, anarchisch, quer. Und Debbie, die »Atomic Blondie«, steht mit wasserstoffgebleichtem Schopf und schwarzer Bikerjacke für einen neuen Feminismus.
Patti Smith 1976 © Lynn GoldsmithDebbie Harry © Chris Stein / Stein Negative
Erst ist die Bikerjacke noch ein Ausweis diverser Subkulturen – Rocker, Punks, Goths, Heavy Metals. Dann aber wird sie Kult. Und erobert Popmusik und Modewelt.
Madonna folgt dem Beispiel von Debbie Harry und stylt ihre schwarze Bikerjacke betont sexy – mit schwarzer Spitze und nackter Haut. Der Photograph Peter Lindberg inszeniert für die amerikanische Vogue die Modestrecke »Wild At Heart« – die Supermodels jener Zeit in Bikerjacken vor der Brooklyn Bridge.
Madonna, Cover für »True Blue« 1986 © Herb RittsPeter Lindbergh, »Wild At Heart« 1991 © Vogue US / Peter Lindbergh
Auch der Film kommt seit den Achtzigern ohne Bikerjacke nicht mehr aus. Vergessen wir mal die alternden Action-Helden wie Tom Cruise oder Arnold Schwarzenegger, die lederjackenbewehrt irgendein Böses jagen.
Deutlich cooler ist Willem Dafoe in dem Film »The Loveless« von der Regisseurin Kathryn Bigelow, der 1982 in die Kinos kommt – es geht um Aufruhr, eine Motorradgang, eine Harley Davidson und ein verschlafenes Kaff irgendwo in Amerika.
Cool ist auch Carrie-Anne Moss als Trinity, die in schwarzer Lacklederjacke auf ihrer Ducati 998S in abenteuerlichen Stunts über den Highway jagt. Überhaupt bringt die Matrix-Trilogie den Biker-Look ins nächste Jahrtausend und macht ihn für eine wiederum junge Generation attraktiv.
Willem Dafoe in »The Loveless«, 1981 © Atlantic ReleasingCarrie-Anne Moss in »The Matrix Reloaded« 2003 © Snap Stills REX
Muss man noch erwähnen, dass die Bikerjacke aktuell zum ultimativen »model off duty look« gehört? Sie ist Mode geworden. Sie riecht nicht mehr nach Benzin und schon gar nicht nach Zigarren oder Zigaretten. Auch nicht nach Rebellion. Diese Zeiten sind vorbei.
Model Fei Fei Sun © Peter Lindbergh / Vogue Italia 2016Model Freja Beha Erichsen © Getty ImagesModel Edita Vilkeviciute © Gilles Bensimon / Vogue Paris 2015
Die Bikerjacke passt immer und zu allem – zu Kleid und Faltenrock, T-Shirt und Jeans, selbst zum Anzug. Aber sie passt nicht zu jedem. Sie braucht eine gewisse Attitüde. »Coolness« kann man nicht anziehen.
Beitragsbild Ruby Rose © Guy Lowndes / Interview Magazine
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